Freitag, 10. September 2010

Die Schöpfung entsteht von Innen nach Außen

Die Suche nach Erleuchtung geht einher mit der Idee eines Existenzbereiches, der außerhalb unseres Egos liegt und unser eigentliches, wahres Selbst ist. Diese Annahme kann große Auswirkungen auf unser Ego haben, weil es seine Alleinherrschaft bedroht. Da wir immer mit dem Ego identifiziert sind und nicht mit dieser anderen Existenzebene, können wir das am Anfang nicht glauben. Die Annahme dieser Idee stellt den Absolutheitsanspruch des Egos in Frage, und das macht uns unsicher. Ich weiß, das ist ein radikaler Gedanke, aber er stimmt und ist sehr nützlich.

Ein Vorteil von Erleuchtung ist, dass man Menschen und Dinge so sieht, wie sie wirklich sind. Solange unser Bewusstsein eingefärbt ist durch die Interpretationen unseres Egos, projizieren wir seine Ideen nach Außen und halten das dann für Realität. Und in gewisser Weise ist sie es dann auch, weil wir keine Möglichkeit haben Wahrnehmungen außerhalb des Egos zu machen.

Erst wenn wir unser wahres SELBST realisiert haben und dessen Ideen nach Außen projizieren, zeigt sich uns die Schöpfung so, wie sie wirklich ist, ohne die Einfärbungen und Interpretationen des Egos.

Die 3 Bahnen der Aufmerksamkeit

Da ich auf meinem Weg sehr viel mit Aufmerksamkeit gearbeitet habe, möchte ich hier das Bild von den 3 Bahnen oder Zügen, die die Aufmerksamkeit in uns nehmen kann, vorstellen. Mental, emotional und körperlich.
Wenn die Aufmerksamkeit bei der Bearbeitung eines Themas auf einer Bahn nicht weiterkommt, wechselt man einfach auf eine der beiden anderen. Das klappt immer, nie hängen alle 3 Züge fest.
Unser System ist so aufgebaut, dass jedes Erlebnis in allen 3 Räumen Spuren hinterlässt. Der Zug der Aufmerksamkeit fährt immer durch alle 3 Räume, und das gleichzeitig. Sie besteht quasi aus 3 Teilen, einem mentalen, einem emotionalen und einem körperlichen Anteil. Mit jedem Teil kann man arbeiten, manchmal auch mit allen 3 gleichzeitig.
Je nachdem wo die Störung auftritt, nimmt man den entsprechenden Aufmerksamkeitszug.
Jeder Gedanke und jedes Bild im mentalen Raum hat eine Entsprechung im Gefühlsraum und im körperlichen Raum und umgekehrt. Bei der Arbeit an (inneren) Problemen kann man mit diesem Wissen immer zum Ursprung des Problems zurückfinden.

Warum das Aufgeben von alten Gewohnheiten so schwer ist.

Wir geben nur die alten Gewohnheiten auf, die nicht von großen Gefühlen beschützt und bedeckt sind. Wenn es an die Veränderung von liebgewonnenen Gefühlsmustern geht, geben wir schnell wieder auf.
Ich habe mir deshalb angewöhnt gleich nach den Gefühlsmustern zu schauen, die hinter einer alten Angewohntheit stecken und mich erstmal um sie zu kümmern. Wenn das erledigt ist, verschwindet die alte Angewohnheit in der Regel sehr schnell von allein.

Warum sind die Gefühle so wichtig auf dem Weg zur Erleuchtung?

Gefühle sind wichtiger als man denkt und finden viel zu wenig Beachtung in unserer westlichen Kultur.
Was ist so wichtig an ihnen, was ist ihre Aufgabe, was spielen sie für eine Rolle auf dem Weg zur Erleuchtung?
Es gibt meines Wissen leider keine alte Schrift in der die Rolle der Gefühle explizit zum Ausdruck kommt. Ich glaube, deshalb irren so viele Suchende durchs Leben und finden die Erleuchtung nicht. Weil ihnen die Rolle der Gefühle nicht klar ist.
Als ich anfing mit Meditation,Yoga und anderen Übungen, ging es erst einmal um das Erlernen des  fremden Weltbildes und das Erlernen einer täglichen Praxis. Mir war schnell klar, dass nur eine regelmäßige Übung die alten Gewohnheiten verändern würde. Und eingeschränktes Bewusstsein ist eine alte Angewohnheit!
Im Rückblick kann ich sagen, dass ich mit den Gefühlen die größten Probleme und Schwierigkeiten hatte. In dem Maße wie ich weiter fortschritt und meine Übungen mir eine andere Sicht auf die Dinge des Lebens boten, entfesselten meine Gefühle einen immer größer werdenden Sturm. Erleuchtung erschien mir vom Verständnis her völlig schlüssig, aber meine Gefühle wollten da irgendwie nicht mit.
In der Meditation waren sie immer ruhig und ließen mich in Ruhe, aber sobald ich wieder in die Aktivität zurückkehrte, spielten sie verrückt. Das ging soweit, dass ich Phasen hatte, wo ich tatsächlich das Gefühl hatte, verrückt zu werden oder verrückt zu sein.
Vom Kopf her konnte ich mir das alles erklären, aber die Gefühle gehorchten einfach nicht, sie wollten einfach nicht so wie ich.
Erst relativ spät in meiner Entwicklung habe ich mich dann ganz gezielt um das Thema Gefühle gekümmert. Die Theorie war mir vorher immer wichtiger gewesen. Ich musste für mich immer alles begründen können, ich wollte nicht unvorbereitet sein, wenn ich Frage und Antwort stehen musste.
Zu den Gefühlen bin ich gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Ich erlernte eine Übung, wo es darum ging die Aufmerksamkeit ausschließlich auf die eigenen Gefühle zu legen. Das war damals für mich neu. Das hatte ich so noch nie gemacht und von daher erlebte ich überraschende Ergebnisse.
Ich entdeckte einen neuen Raum in mir, den ich Gefühlsraum nannte, der riesengroß zu sein schien. Und in diesem Raum waren alle meine jemals erlebten Gefühlserlebnisse drin, die ich in meinem Leben erlebt und gespeichert hatte. Und der Raum war ziemlich voll. Für wirklich neue große Gefühle war also nicht wirklich Platz. Ich brauchte aber viel Platz, denn erleuchtet sein heißt auch glücklich und voller Liebe zu sein. Und den Platz musste ich mir erst wieder schaffen und aufräumen in mir.
Das war also der Grund, warum meine Erleuchtungserfahrungen nie lange anhielten! Mein Gefühlsraum hatte wegen Überfüllung geschlossen und große Erleuchtungsgefühle hatten darin keinen Platz mehr.
So begann bei mir das Großreinemachen. Ich wollte das Übel bei der Wurzel packen und diesen Raum gernau so schön leer haben, wie es mein mentaler Raum schon war. Ich freute mich auf den freien Raum, den ich immer in der Meditation erfuhr.

Gefühle können einem nichts tun!

Wenn ich mir manche Mitmenschen so anschaue, habe ich oft das Gefühl, dass der Teufel hinter ihnen her ist, und der Name dieses Teufel lautet - Gefühl.
Nichts scheinen sie mehr zu fürchten als ihre eigenen Gefühle. Egal ob reale, erinnerte oder stimmungsgeladene Gefühle. Wenn sie gut sind, sind sie willkommen, wenn sie schlecht sind, fürchtet man sich vor ihnen.
Um diesen Irrsin zu stoppen, möchte ich hier einmal klarstellen, dass unsere Gefühle uns nichts tun können!
Das kling banal, ist in seiner Auswirkung auf unser Leben aber elementar. Wir sollten nicht mehr wegrennen müssen vor unseren eigenen Gefühlen. Besondern weil wir sie alle selbst erzeugen, wir also eigentlich Täter sind und nicht Opfer.

Erweiterte Wahrnehmungen und Erleuchtung

Erweiterte Wahrnehmungen sind genau wie Erleuchtung nur möglich, wenn man den mentalen und emotionalen Müll, den man sein ganzes Leben lang in seinem Unterbewusstsein angesammelt hat, hervor holt und auflöst.
In dem Maße, wie der Innernraum größer und freier wird, etabliert sich von ganz allein der Zustand der Erleuchtung und die erweiterte Wahrnehmung. Das ist erweitertes Bewusstsein.
Jegliche Idee, dass man sich an dieser Arbeit vorbeimogeln kann ist Selbstbetrug.
Jeder Mensch hat seine ihm eigene Geschichte und deshalb seine eigene Arbeit zu leisten. Was bei dem Einen so leicht aussieht, erscheint bei dem Anderen als schwieriger Weg. Das Eine lässt sich mit dem Anderen überhaupt nicht vergleichen und Vergleichen macht in diesen Zusammenhang auch gar keinen Sinn.
Der erste Schritt muss immer sein, das eigene Schicksal vollkommen anzunehmen, so wie es ist.
Es nützt nichts, wenn man sich das Leben anderer Menschen anschaut und denkt, dass deren Schicksal leichter ist, und man an dem eigenen so schwer zu tragen hat. Das mag ja alles sein, bringt einem aber auf dem eigenen Weg überhaupt nichts. Neid, Missgunst und Vergleich kann man bei der spirituellen Entwicklug getrost weglassen.
Jede Erweiterung des Innenraumes befördert die erweiterte Wahrnehmung und die braucht man dann wieder um den nächsten Schritt ins Innere zu tun. Das wechselt sich immer wieder ab. Die Themen, die man aus dem Unterbewusstsein hervorholt, werden immer größer, aber nie zuviel, weil der Körper ein sich selbst schützendes Systen ist. Man bekommt immer nur so viel zu sehen, wie man verträgt. Die Wahrnehmung verschließt sich sonst einfach wieder, der dumpfe Zustand setzt wieder ein und nichts passiert.
Zum Glück kommen die ganz großen Themen erst in der Übergangs- und Anfangszeit der Erleuchtung. Für sie hätte man mit einer eingeschränkten Wahrnehmung nicht die Kraft und die Ruhe. Es ist wie ein Sprung in den Abgrund. Den traut man sich erst, wenn man wirklich weiß, was da kommt.
Dieses kontinuierliche Wechselspiel zwischen Themenklärung und Bewusstseins- und Wahrnehmungserweiterung zeichnet den Weg aus bis zur Erleuchtung. Das ist der Pfad zur Erleuchtung, das ist der Weg, der beschritten wird, auf dem so viel praktiziert und geübt wird.
Leider wird auch heute immer noch geglaubt, dass man sich an dieser Arbeit durch irgendeinen Trick oder Meister vorbeischmuggeln kann. Für eine wirklich erweiterte Wahrnehmung und einen dauerhaften Erleuchtungszustand geht das nicht. Wenn man nur ein wenig Esotourismus betreiben will, geht das schon. Hier mal ein bisschen reinschnuppern, da mal ein paar Seminare machen und gute Stimmungen pflegen. Ja, das geht. Aber die dabei gewonnen Einsichten und schönen Erfahrungen bleiben niemals erhalten. Das geschieht nur, wenn man sich der Arbeit an sich selbst mit ganzem Herzen und vollem Einsatz hingibt. Das ist eine Lebensaufgabe und wie bei jeder Lebensaufgabe muss man sich fragen, ob man das wirklich will.
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Aufmerksamkeit als Werkzeug

Unsere Aufmerksamkeit ist das wichtigste Werkzeug, dass wir auf dem Weg zur Erleuchtung haben um die Hindernisse zur Seite zu räumen.
Ich habe am Anfang meines Weges Meditation benutzt um in dieses Thema einzusteigen und sehr viel geübt. Erst später wurde mir klar, dass Meditation zwar auch Aufmerksamkeit als Werkzeug nutzt um den Innenraum zu erhellen, aber die Hindernisse nicht aus dem Weg räumen kann.
Von da an habe ich mich um die Aufmerksamkeit direkt gekümmert und Werkzeuge zum Üben benutzt, die die Aufmerksamkeit in den Mittelpunkt der Arbeit stellen.
Mit ihr eng verknüpft ist der innere Beobachter. Er etabliert sich im eigenen Innenraum nach einiger Zeit der Übung und ist unverzichtbar für jeglichen weiteren seriösen Fortschritt auf dem Weg zur Erleuchtung.
Der innere Beobachter ist am Anfang der Praxis mit dem Gefühl des kleinen Ichs verbunden. Das ändert sich, wenn das SEIN mehr und mehr in den Alltag einfließt, wenn das Ich sich immer weiter ausdehnt, um dann in der Unendlichkeit zu verschwinden. Es vereinigt sich dann mit dem großen SELBST, dass unendlich ist. Dann fühlt sich der Beobachter auch unendlich weit an und wird zum Zeugenbewusstsein.
Der Vorteil ist, dass einen die großen Gefühle des Lebens nicht mehr überwältigen können, weder die schlechten noch die guten. Die Bindungen/Anhaftungen lösen sich und die Freiheit taucht auf.

Warum sind die Erleuchtungserfahrungen immer so schnell wieder beendet?

Jeder Praktizierende kennt das Problem, dass er immer und immer wieder aus seinen Erleuchtungserfahrungen herausfällt. Manchmal ist man so entmutigt, dass man die Übungen ganz einstellt und sich frustriert vom Weg zur Erleuchtung abwendet. Die Erklärungen, die man dann immer hört, sprechen davon, dass man halt noch nicht so weit ist, man also die Erleuchtung noch nicht dauerhaft aufrechtherhalten kann.
Das hat dann verschiedene Gründe und alles klingt sehr überzeugend und logisch. Trotzdem enttäuscht es einen, denn die tollen Erfahrungen, die man nach langen Retreats oder Meditationskursen macht, sind einfach so toll, dass man am Liebsten nicht mehr auf sie verzichten möchte.

Ich musste diese Erfahrung auch sehr oft machen und war froh, als ich endlich erkannt hatte, woran das wirklich liegt.

Ich hatte mich bisher immer als Opfer gesehen und akzeptiert, dass ich halt noch nicht so weit war. So waren viele Jahre vergangen, bis ich erkannte, dass ich der Schöpfer meines Lebens bin. So wagte ich mich eines Tages an die Hypothese, dass ich auch der Verhinderer meiner eigenen Erleuchtung bin. Ich untersuchte die Idee, dass ich selbst meine Erleuchtungserfahrungen beende, weil ich sie aus irgendeinem mir unbekanntem Grund nicht dauerhaft behalten will.
Die Erleuchtung verfolgt mich, aber ich bin schneller, frotzelte ich damals herum.
Nachdem ich das akzeptiert hatte, tauchten die wahren Gründe auf, so dass ich sie bearbeiten konnte, und nicht mehr vor der Erleuchtung davon laufen musste. So blieb sie nach einiger Zeit einfach.

Auflösung schlechter Gefühle

Es mag komisch klingen, aber es stimmt. Schlechte Gefühle lassen sich auflösen. Und das ist gut so, denn manchmal können sie richtig nerven!
Als Erstes muss man sich klar machen, das Gefühle immer und unter allen Umständen selbst erzeugt werden.
Zugegeben, das mag nicht jeder gern hören, es ist aber so. Und es muss auch so sein, sonst hätte man keinen Einfluss auf sie. Was ich selbst gemacht habe, kann ich auch selbst wieder beseitigen. Das gilt eben auch für die Gefühle, die uns durchs Leben begleiten.

Immer und unter allen Umständen geht einem Gefühl eine Bewertung voraus. Ist die Bewertung gut, wird das Gefühl gut, ist sie schlecht, fühlen wir uns nicht sehr wohl. Selbst wenn wir uns aus versehen mit dem Hammer auf den Finger hauen, erzeugt nicht der Hammer den Schmerz, sondern unsere Einschätzung, dass das jetzt gleich verflucht weh tun wird.
Unser Körper ist eine riesige Chemiefabrik (ca. 10 hoch 50 chem. Prozesse in der Sekunde). Er kann in Sekundenbruchteilen jede beliebige Substanz synthetisieren. Und Gefühle entsprechen bestimmten Hormonen und Neurotransmittern im Körper. Jedes Gefühl hat eine Entsprechung im Körper. Beides läuft immer parallel. Es ist wichtig, dass wir uns nicht als Opfer unserer Gefühle sehen, denn wir sind die Täter. Wir bestimmen durch unserer Einschätzung einer Situation, eines Erlebnisses selbst, was unser Körper gleich als Gefühl produzieren wird. Da das Ganze unbewusst und ungeheuer schnell abläuft, bemerken wir es gar nicht und sind deshalb überzeugt, dass wir nichts für unsere Gefühle können, also Opfer sind.
Und da wir diese negativen Einschätzungen und Bewertungen schon seit so vielen Jahren haben, laufen sie gewohnheitsmäßig ab. Und immer wieder kommen diese selben schlechten Gefühle und nerven uns.

Mit ein wenig Übung lässt sich das steuern. In dem wir unsere Aufmerksamkeit auf diesen Gefühlsentstehungsprozeß legen, lernen wir uns selbst kennen. Wir entdecken, wie wir immer wieder unsere eigenen Erfahrungen tief im Inneren bewerten. Und daraus dann die entsprechenden Gefühle entstehen. Wenn wir uns entscheiden, dieses ganze Bewerten aufzugeben und uns statt dessen auf alles ein dickes OK geben, ist der erste und wichtigste Schritt getan.

Wichtig ist auch, dass Gefühle, die wir nicht haben wollen, die wir abwerten, die wir unterdrücken, immer stärker werden. Nur wenn wir sie zulassen, egal ob gute oder schlechte, haben wir einen Zugriff auf sie und eine Veränderung kann geschehen.

Stimmungen und Gefühle

Immer wieder gibt es Verwirrung, wenn es um das Thema Gefühle geht.

Geh wohin dein Herz dich trägt, lautet eine Anweisung, die sich sehr gut anhört und alltagstauglich ist.

Ich habe es  ausprobiert und gemerkt, dass man dabei seine Gefühle etwas genauer betrachten muss.

Was ist ein echtes Gefühl, was ist ein erinnertes Gefühl, was ist nur Stimmungsladung?

Diese Unterscheidung erweist sich als sehr wichtig, wenn man seine Gefühle als Handlungsanweisung nehmen will, denn sonst geht es schnell in die falsche Richtung im Leben.

Jeder kennt diese ewig gleichen Sackgassen in die man immer wieder hineinläuft.

Ich habe erkannt, dass Gefühle nicht immer echte eigene Gefühle sind, sondern häufig erinnerte Gefühle oder Stimmungen. Die sichersten Gefühle sind die im Hier und Jetzt. Einfach und klar wahrgenommen können sie wunderbar als Ziel für das tägliche Handeln dienen. Schwierig wird es, wenn sich erinnerte Gefühle in das Hier und Jetzt einschleichen. Unser Gehirn ist nämlich (erstmal) nicht in der Lage zwischen echten Gefühlen und erinnerten Gefühlen zu unterscheiden. Sagen die Neuroforscher und haben Recht damit. Das kann jeder an sich selbst ausprobieren. Dafür muss man nur eine zeitlang Aufmerksamkeit auf die eigenen Gefühle legen. Die erinnerten Gefühle werden dadurch schnell entlarvt. Sie entpuppen sich als Wiederholung auf immer die gleichen Erlebnisse und Ereignisse. In der Vergangenheit hatten sie noch ihre Berechtigung, heute sind sie überflüssig, tauchen aber immer wieder auf, gerade wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Manche erinnerten Gefühle sind hartnäckig. Sie kleben an einem, man wird sie nur schwer los. Jeder kennt das.

Ohne Aufmerksamkeit als Übung über einige Wochen klappt diese Unterscheidung aber nicht zuverlässig. Es ist überraschend, wie viele Gefühle ihren Sitz nicht im Hier und Jetzt haben, sondern aus der Vergangenheit als Erinnerung angerauscht kommen. Als Ganzes formte sich daraus, dass, was wir Persönlichkeit oder Charakter nennen. "Das ist so meine Art" hört man oft. Aber in Wirklichkeit sind es nur immer die selben erinnerten Gefühle an die man sich gewöhnt hat.

Schnell zeigen sich mit dieser Übung auch die Stimmungen als unbrauchbare Gefühlswegweiser für das tägliche Leben. Man erzeugt sie bewusst oder unbewusst selbst, oder lässt sie von Anderen erzeugen (moodmaking).

Ich halte dies für eine der wichtigsten Übungen auf dem Weg zur Erleuchtung. Meiner Erfahrung nach stecken in den Gefühlen die größten Irrtümer und Verwirrungen, und da wir sie als naturgegeben hinnehmen, trauen wir uns in der Regel nicht daran sie mit der Aufmerksamkeit zu belegen, die sie bräuchten, damit in uns vollkommene Klarheit entstehen kann.

Ein gutes Kriterium für erinnerte Gefühle ist die Wahrnehmung der Wiederholung. Es taucht dann in einem das Gefühl auf, dass man das alles schon von früher her kennt. Wie ein Déjà-vu Erlebnis.

Wenn es sich um gute Gefühle handelt, ist man noch eher bereit sich aus dem Hier und Jetzt fortzubewegen und in einen Taumel von Erinnerungen einzutauchen, aber bei den schlechten Gefühlen setzt in der Regel sofort irgendein Verdrängungsmechanismus ein, oder eine Übersprunghandlung.

Solchen Gefühle taugen überhaupt nichts als Wegweiser für die Zukunft.

Hier noch eine Gefühlsübung, die ich sehr empfehlen kann: Einfach im Alltag im Inneren so oft wie möglich die Frage laufen lassen: Wie ist das Jetzt für mich?

Sehr schnell wird man merken, dass immer und unter allen Umständen irgendwelche Gefühle mit im Spiel sind. Auch bei völlig banalen und gewohnheitsmäßigen Handlungen. Die kann man dann gleich auf ihre Echtheit im Hier und Jetzt untersuchen und sich wundern, was da so herauskommt.

Das ist übrigens eine der wichtigsten Übungen, die ich kenne.

Am Ende steht völlige Klarheit im Hier und Jetzt, die Auflösung des ganzen Gefühlsmülls aus der Vergangenheit und der sehr bewusste Umgang mit Stimmungen aller Art.

Über die Schwierigkeit der Beschreibung höherer Bewusstseinszustände

Ich lese gerade einige Bescheibungen von verschiedenen Bewusstseinszuständen, wie sie in verschiedenen spirituellen Schulen und Traditionen verwendet werden. Und frage mich gerade, warum das von so vielen Menschen in so unterschiedlicher Art und Weise verfasst und beschrieben wird.

Das muss wohl daran liegen, dass unsere Kultur nicht auf die Erfahrung veränderter Bewusstseinszustände vorbereitet ist, jeder das anders erfährt und andere Worte nimmt um seine Erfahrungen festzuhalten.

Wenn ich das zu viel und zu lange lese, merke ich, wie bei mir eine gewisse  Verwirrung auftritt. Innerlich versuche ich jeder Beschreibung zu folgen, merke dann aber schnell, wie ich aussteige und nicht mehr folge.
Einige Autoren haben eindeutig noch nie höhere Bewusstseinszustände erfahren, unternehmen aber den Versuch darüber zu schreiben. Das kann nur Verwirrung erzeugen.

Ich stelle mir vor, jemand der ohne Praxis ist, liest so einen Text von jemandem der auch ohne Praxis ist. Oh, oh...

Besser wäre eine konkrete praktische Erfahrung durch eine Meditationsübung.

Ich hab mir vorgenommen meine Erfahrungen mit einfachen Worten zu beschreiben, so wie ich das erlebe und mich dabei fühle.

Meditation allein führt nicht zur Erleuchtung

Meditation führt einen nicht zur Erleuchtung. Auch nicht, wenn man sie 30 Jahre lang ausübt. Dabei ist es egal welche Art der Meditation man ausübt.

Das klingt entmutigend, vielleicht auch negativ, soll es aber gar nicht sein.

Meditation ermöglicht einen Einblick in den Zustand der Erleuchtung. Kürzer oder länger, aber immer nur einen Einblick. Nach einer gewissen Zeit fällt man wieder heraus. Aber es bleibt ein Vorgeschmack zurück, der einen motivieren kann, weiterzumachen, weiterzugehen auf dem Weg zur Erleuchtung.

Mir ist klar, dass ich hier eine jahrtausendalte Tradition angreife, und das muss auch dringend getan werden.

Wenn die verschiedenen Meditationstechniken zur Erleuchtung führen würden, hätte wir heute viele Millionen erleuchtete Menschen auf der Welt herumlaufen. Das ist aber nicht so, und jeder, der sich einmal die Mühe gemacht hat, viele Jahre oder sogar Jahrzehnte zu meditieren, weiß wovon ich spreche.

Der Sinn und Zweck von Meditation ist es, Erleuchtung für einen kurzen Moment zu erleben.
Sie macht das, indem sie den Geist, der unaufhörlich Gedanken im Innenraum produziert und nicht zur Ruhe kommen will, aufs Glatteis führt, wo er dann ausrutscht und in die Erleuchtung fällt. Für einen kurzen Moment, denn er steht wieder auf. Das kann der Geist gut. Dafür haben wir ihn uns gemacht.

Ja, wir haben ihn uns gemacht. Jeder für sich auf seine eigene Art. Aus ganz bestimmten Gründen heraus, auf ganz bestimmte Ziele hin. Und solange wir da nicht ansetzen, steht der Geist immer wieder auf.

Denn wir wollen es so. Es ist unsere ureigene Entscheidung. Nur wenn es uns gelingt, diese Entscheidung rückgängig zu machen, hört der Geist auf, immer und immer wieder aufzustehen, weil wir ihn dann nicht mehr brauchen. Er ist dann überflüssig und verliert seine Existenzberechtigung.

Erst dann wird die Erfahrung der Erleuchtung zu einem Seins-Zustand, zu einem Dauerzustand.

Durch Meditation erkennt man das Ziel, man ist motiviert weiter zu gehen auf dem Pfad. Und das ist der Sinn von Meditation. Sie ist eine tolle Technik zur Selbstmotivation, denn man hat nicht immer einen erleuchteten Meister um sich, der einen durch sein reines Dasein vorantreibt.

Erleuchtete sind anders.

Erleuchtete können Nicht-Erleuchteten keinen Weg zur Erleuchtung zeigen. Einfach weil sie keine funktionierende eingeschränkte Wahrnehmung mehr haben, die nötig wäre um eine persönliche Verbindung aufzubauen. Sie sind verschwunden, kommen nicht mehr wieder und können deshalb nicht mehr auf der persönlichen Ebene kommunizieren. Sie haben sich so vollkommen aufgelöst im unendlichen Ozean des SEINS, das sie die persönlichen Sorgen und Nöte nicht mehr haben. Und die Erinnerung an die eigene begrenzte Persönlichkeit verblasst sehr schnell.

Sie können nur eines tun: Einen Vorgeschmack auf die Erleuchtung geben. Einen kurzen Einblick in das, was einen Tages kommen wird. Mehr ist nicht möglich.

Der individuell richtige Wege kann nur von jedem Einzelnen selbst gesucht und gefunden werden. Das ist auch gut so, weil das Ziel so anziehend und verlockend ist, dass sich diese Suche und der ganze Weg lohnt. Das Ziel ist wie die Karotte, die man dem Esel vorhält, damit er ins Laufen kommt. Mehr ist nicht zu tun. Jeder Mensch spürt selbst, in wie weit er das Ziel erreicht hat, und wo er noch an sich arbeiten muss.