Donnerstag, 12. März 2015

Das Wissen um das Absolute ist nicht die Erfahrung des Absoluten!

Ich wusste mein Leben lang schon um die Theorie des Absoluten, genauer seit ich mit ihr im Alter von 16 Jahren das erste Mal in Verbindung gekommen war. Ich las zu dieser Zeit das Buch meines Gurus Maharishi Mahesh Yogi: Die Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens. Ein Jahr vorher war ich in die Transzendentale Meditation eingeführt worden und hatte dabei eine sehr intensive Erfahrung des Absoluten gemacht.

Vorher hatte ich eher so ein diffuses Bild vom Absoluten, hauptsächlich als Gott oder Jenseits, dass auf der Idee der Absolutheit Gottes beruhte. Wobei ich erst viel später bemerkte, dass ich als Kind diese Absolutheit auch noch auf meinen Vater übertragen und projiziert hatte. Die Vorstellung, dass mein Vater Gott war, also GottVater, hatte mir Ruhe und Geborgenheit gegeben in einer Welt, die nicht immer nur Schönes bot. Die Idee des Absoluten, Unveränderlichen, Ewigen spendete mir Trost und gab mir Halt in schweren Zeiten.

Als Erwachsener dann löste ich die Vaterfigur ab vom Gottesbild und das Gottesbild von Gott. Aber das schaffte ich erst nachdem ich mich viele Jahre mit meinem eigenen Inneren beschäftigt hatte.

Die Anregung dazu gaben mir Bücher von Alice Miller und einem ehemaligen Kirchenmann, der ein Buch mit dem Titel: Gottesaustreibung geschrieben hatte. Bei beiden Autoren ging es um genau diese Problematik der Projektionen in der Kindheit, die wir alle gemacht haben und die in der Regel aus tiefer Not gemacht wurden. Auch das Buch eine amerikanischen Psychiaters mit dem Titel: Wenn du Buddha triffst, töte ihn half mir bei dieser Arbeit weiter.

Solche Projektionen schaffen innere Befähigungen, die Welt in der wir leben auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu sehen und zu erleben. Denn unsere individuelle, private Art und Weise der Welt- und Selbstwahrnehmung ist uns nicht einfach gegeben, sondern natürlich ein Produkt unserer Erziehung und Sozialisation.

Durch die regelmäßige Ausübung der Meditation erfuhr ich immer wieder dieses Absolute und mehr und mehr verfestigte sich das Wissen in mir, dass ich DAS bin. Das war soweit gut, was mich aber immer wieder in Rage brachte, war die Erfahrung, dass ich außerhalb der Meditation kaum eine Möglichkeit fand, das auch so zu leben. Innerhalb der Meditation war alles friedlich, still und froh, und das hielt auch noch eine zeitlang nach der Meditation an, aber dann packte mich wieder der ganz normale Alltagswahnsinn. Ich pendelte also lange Zeit zwischen diesen beiden Welten hin und her. Ich erlebte das wie zwei völlig verschiedene Bewusstseinszustände, die sich regelmäßig abwechselten.

Irgendwie wurde ich im Laufe der Zeit scheinbar ruhiger, gewann also mehr Gleichmut im Leben und achtete nicht mehr so stark auf diesen Wechsel, merkte aber immer wieder schmerzhaft, dass ich aus dem Gewahrsein meines Selbst herausfiel, wenn mir der Stress zu viel wurde. Auch das Kürzertreten beim Arbeiten verschaffte mir nur kurzzeitig Ruhe, der Ärger  blieb. Ich wollte diesen meditativen Bewusstseinszustand "immer haben".

Und so ging die Suche weiter und weiter...

Ich hatte den Weg zum Absoluten, zu Gott gefunden, daran gab es keinen Zweifel. Ich wusste nur nicht, warum es mir nicht gelang immer in dieser Kommunion mit dem was wirklich ist, zu bleiben. Immer und immer wieder fiel ich aus dieser Stille und diesem Wohlbefinden heraus und fand lange Zeit auch überhaupt keine Möglichkeit da dran zu arbeiten oder irgendwas dafür zu tun. Ich lebte also einfach mein Leben, meine Arbeit und meine Familie, vergaß aber nie ganz, worum es mir eigentlich ging im Leben. Ich wollte immer in diesem Bewusstseinszustand sein, auch wenn ich nicht wusste, wie das dann so sein würde. Ich hatte da so meine Vorstellungen, die natürlich Wunschvorstellungen, die durch die Lektüre spiritueller Literatur und durch Gespräche mit anderen Suchern entstanden waren.

Und dann begann eine Zeit, in der dieses lauwarme Leben nicht mehr ging. All meine Bemühungen mein normales Leben aufrecht zu erhalten, klappten nicht mehr! Es schien so, als hätte ich alle Lebensenergie dafür verbraucht. Irgendwie bekam ich nicht mehr den inneren drive das Leben so weiter zu leben, wie ich es bisher getan hatte. Mir fehlte komplett der Antrieb und die Kraft. Ich sah irgendwie keinen Sinn mehr darin. Der Sinn, der da war, reichte mir nicht mehr. Ich konnte mich nicht mehr so recht motivieren. Alles wurde anstrengend, Krampf und ich fühlte mich ständig schlapp -  und sogar krank. Das Leben wurde so anstrengend für mich, dass ich nach einiger Zeit nicht mehr wusste, wie es weiter gehen sollte, und mir nichts weiter übrig blieb als aufzugeben. Und mit der Entscheidung fiel ich in ein sehr tiefes Loch.

Was gab ich auf? Ich verlor die Anhaftung an die Welt. Genauer - an das Bild von der Welt, das ich in mir trug. Und ich merkte, dass ich ohne diese Anhaftung an die Welt nicht mehr in dieser Welt weiter machen konnte. Ich fühlte wie eine Depression über mich kam und mich einige Wochen nieder rang. Ich konnte mich zu nichts mehr aufraffen, alles erschien mir so sinnlos. Ich hatte mich irgendwie von jeglichem Sinn befreit. Ich wollte und konnte nicht mehr, wusste aber auch nicht, wie ich es anders machen sollte.

Ein wenig Ruhe fand ich in meinen Meditationen, aber irgendwie hatte sich die Erfahrung da auch verändert. Dieser Wechsel zwischen der lauten Aktivität des Alltags und der tiefen Ruhe in der Meditation war einem mehr oder weniger durchgängigen Gefühl von Leid und Sinnlosigkeit gewichen. Freude trat weniger in meinem Leben auf. Eher Hoffnungslosigkeit, Angst und Verzweiflung und das gefiel mir natürlich gar nicht!

Über die oben genannte Literatur begann ich über mich und mein Leben nachzudenken und verzweifelt nach einem Ausweg zu suchen. Den fand ich immer dann, wenn ich mich traute, mitten in diese ganzen Gefühle der Verzweiflung hineinzugehen. Und das war sehr schwer. So schwer, dass ich Angst davor hatte. Ich hatte also Angst vor der Welt und dem Leben, und ich hatte Angst vor mir selbst, also vor dem, was da tagtäglich an schrecklichen Gefühlen in mir auftauchte. Und das ging viele Jahre so.

Zum Glück hatte ich meinen Glauben an das Absolute, an Gott und die Gewissheit, dass es einen Bewusstseinszustand in mir gab, der mir Frieden geben kann. Den konnte ich nur leider in all dem Leid nicht aufrechterhalten. Das klappte immer noch nicht.

So gewöhnte ich mich im Laufe der Jahre an diesen eher leidvollen Lebensstil und versuchte irgendwie damit klar zu kommen. Meine innere Arbeit machte ich in der Zeit weiter und pirschte mich mehr und mehr an das in mir heran, was ich als mein wahres Wesen in jungen Jahren erkannt hatte. Ich ging immer wieder auf genau die Gefühle los, die mir am meisten Unwohlsein bescherten. Ich legte dann meine ganze Aufmerksamkeit auf sie und wartete ab, was als nächstes geschah. Ich fragte mich die ganze Zeit über, wie ein Mantra, wie ist das jetzt für dich?

Mir war im Laufe der Zeit klar geworden, dass diese schlechten Gefühle nicht meine erwachsenen Gefühle sind, sondern Erinnerungen aus meiner Vergangenheit, die im Hier und Jetzt auftauchten, damit ich sie klären kann. Wobei oftmals von können nicht die Rede war, sondern von müssen. Ich musste sie klären, ich konnte es nicht lassen - es war einfach zu unerträglich.

Wie man das dann so macht, las ich alles an Literatur, was mir zum Thema Gefühlsarbeit über den Weg lief , drang durch die Übungen immer tiefer in mein Inneres ein, lernte mich immer besser kennen und erschrak in der Regel auch sehr oft, über das, was da so auftauchte. Ich lernte und übte mich in tiefenpsychologischer Arbeit, Verhaltenstherapie, NLP und Köpertherapie. Mein Pädagogikstudium kam mir dabei zu Hilfe. Psychologie, Philosophie und Anthropologie waren unter anderem meine Lieblingsfächer gewesen.

Wirklich geholfen hat mir eine mental-emotionale Technik, die ich über den Chefarzt einer Ayurveda-Klinik im Schwarzwald empfohlen bekommen habe, die sich Emotional Clearing (EmC/Joerg Dao) nennt, und die ich in all den Jahrzehnten weiterentwickelt habe zur Praxis der Inneren Stille. Einen großen Durchbruch konnte ich auch verzeichnen durch ein Seminar Anfang der 90er Jahre, das sich Quadrinity nennt und auch heute noch angeboten wird, und die von Hellinger zu der Zeit entwickelte Theorie und Praxis der systemischen Aufstellungen.

Mithilfe der oben genannten praktischen Übungen gelang es mir tatsächlich innerhalb von 16 Jahren alle aus dem Unterbewusstsein auftauchenden schlechten Gefühle zu klären und aufzulösen. Ich hatte also neben meiner Meditation, die ich weiterhin praktizierte, eine ganze Reihe mental-emotional-körperorientierter Techniken praktiziert, die mir halfen aus dem elenden Leid herauszukommen. Die Schwere im Leben wurde immer weniger und verschwand völlig, die schlechten Gefühle im Inneren lösten sich immer mehr auf und zurück blieb ein freier Raum, den ich als das erkannte, was ich bin. Bewusstsein.

Und endlich endlich blieb DAS, wonach ich mein Leben lang gesucht und mich gesehnt hatte: Das reine Bewusstsein, dass ich als das Absolute erkannt und erfahren hatte, als Bewusstseinszustand, der so übermächtig, so überzeugend invasiv in meinen Innenraum einfloss, also das transformierte, was ich als freien Raum als das Ich bin in mir bezeichnet hatte, dass jeglicher pesönliche Widerstand in mir dahinschmolz. Das Ego löste sich auf, der Verstand legte sich zur Ruhe, der Geist ergab sich dem großen GEIST und erkannte, dass er nie etwas anderes war und sein wollte. Alle Gefühle ergossen sich in einen Ozean aus Bliss, und Liebe wurde als der Ozean erkannt aus dem alle Gefühle aufsteigen, wenn das Leben sich seiner selbst bewusst wird und sich als Mensch leben will. Der Körper reagierte mit so einer großen Freude und Entspannung, dass er die Ruhe in das transformierte, was wir als STILLE erleben und erfahren. Und all DAS geht nicht mehr weg, verschwindet nicht mehr, ist immer da.

Ich hatte es geschafft! ES war geschafft!

Ich erlebte, dass die Erfahrung des Absoluten mehr ist, als das Wissen um das Absolute! So wird Erwachen zur Erleuchtung.










Mittwoch, 16. April 2014

Gefühle, Stimmungen und Erleuchtung

Der richtige Umgang mit sich selbst ist gewährleistet, wenn man sich immer seiner eigenen Gefühle bewusst ist und sich darauf ein OK gibt, sie also unter allen Umständen annehmen kann.

Das Wahrnehmen der eigenen Gefühle und Empfindungen des Körpers ist ungeheuer wichtig für unseren Fortschritt auf dem Weg zur Erleuchtung.

Häufig sind wir uns nur der Stimmung bewusst, in der wir uns gerade befinden, und wenn die gut ist, scheint alles in Ordnung zu sein, wenn sie schlecht ist, gehen wir schnell in irgendeine Aktivität hinein, von der wir wissen oder annehmen, dass sie unsere Stimmung wieder aufbessert.

Wer wirklich tief in seinen eigenen Gefühlen ruht, weiß, dass es einen gravierenden Unterschied zwischen Stimmungen und echten Gefühlen gibt.

Nur in echten Gefühlen kann man so richtig tief drin sein und dadurch das Gefühl haben, dass man in ihnen ruht. Mit Stimmungen geht das nicht, weil sie immer künstlich erzeugt sind und ursprünglich nur der Stimulation dienten um möglichst schnell aus bedrohlichen Situationen herauszukommen, also eine Art Stressreaktion des Nervensystem und des Körpers sind.

Leider haben wir es uns angewöhnt keine Unterscheidung zwischen Stimmungen, körperlichen Empfindungen und Gefühlen zu machen. Wir werfen das alles in eine Topf und nennen es Gefühle oder Emotionen. Und da Gefühle in unserer Kultur eher für Verwirrung statt für Klarheit sorgen, legen wir nicht so einen großen Wert darauf. Wir empfinden sie oft als trügerisch und wollen sie deshalb nicht als Wegweiser für unser Leben nehmen. Der klare Verstand scheint uns da die bessere Wahl zu sein und so ist das Wissen um die menschlichen Gefühle und die Empathie immer mehr verloren gegangen.
Wenn wir den Wert der Gefühle wieder entdecken, bekommen wir das Wissen um unsere untrügliche Intuition zurück. Wir lernen dann zu unterscheiden zwischen echten Gefühlen, die im Hier und Jetzt stattfinden und erinnerten Gefühlen, die wir aus der Vergangenheit mit uns herumschleppen. Wir können merken, ob eine Situation gut für uns ist, oder schlecht. Ein Mensch uns wirklich gut tut, oder uns nur in eine vorübergehende Stimmung versetzt. Ob das, was wir gerade essen uns auf Dauer gesund erhält oder nur eine kurzfristige Lust befriedigt.

Wenn wir das alles wieder gelernt haben, können wir schrittweise immer größere Gefühle in uns aushalten und erleben und in ihnen in Ruhe bleiben. Denn viele Gefühle haben wir uns schon in der Kindheit abgewöhnt weil sie uns als zu schmerzhaft erschienen, und wir der Meinung waren, dass wir sie nicht aushalten können, und es deshalb besser sei, sie zu unterdrücken.

Wenn wir endlich wieder unser volles Gefühlspotential entfaltet haben, werden wir in einer perfekten Verbindung zu unserem Körper leben. Wir werden das erste Mal das Gefühl haben, dass wir vollständig in unserem Körper inkarniert sind, weil wir keine Angst mehr haben vor all den Gefühlen, die mit den unzähligen Wahrnehmungen zusammenhängen, die uns unser Körper in jeder Sekunde schenkt.

Unsere Gefühle sind die Sprache, die unseren Körper mit unserem Geist verbindet.

Der Raum in dem wir innerlich leben teilt sich in 3 Sphären. Den körperlichen Raum, den Raum in dem die Gefühle sind und den mentalen Raum, der unseren Geist mit allen Gedanken und Bildern enthält. Das kann jeder in sich feststellen, wenn er die Aufmerksamkeit nach Innen richtet auf den Körper, die Gefühle und die Gedanken und Bilder.

Unsere Gefühle sind die Sprache, durch die sich unser Körper dem Geist verständlich macht und umgekehrt.

Wir wüssten sonst gar nicht was im jeweils anderen Raum vor sich geht. Alle drei Räume und ihre Inhalte sind miteinander verbunden. Ein Gedanke im mentalen Raum erzeugt automatisch ein Gefühl im Gefühlsraum und eine körperliche Empfindung im Körper. Und umgekehrt. Egal in welchem Raum etwas geschieht, immer und unter allen Umständen gibt es auch eine Aktivität in den beiden anderen Räumen. Das kann jeder in sich überprüfen, wenn er seine Aufmerksamkeit nach Innen lenkt.

Wenn wir uns unserer Gefühle nicht mehr bewusst sind, brechen wir die Kommunikation zwischen Körper und Geist ab, die bewusste Verbindung geht verloren, weil die Gefühle die Sprache sind in der sich Körper und Geist unterhalten.

Leider leben viele Menschen in solch einer abgespaltenen Art und Weise, sind sich ihrer Gefühle nicht bewusst, weil sie sie verdrängen und in ihrer natürlichen Intensität einschränken und rutschen dadurch in Krankheiten, die sie nicht mehr im Griff haben, weil der Körper sich nur in der Einheit selbst helfen kann. Diese Einheit von Körper, Gefühl und Geist ist die absolute Voraussetzung nicht nur für Gesundheit, sondern auch für Erleuchtung. Solange sie nicht wieder hergestellt ist, gibt es keinen dauerhaften Aufenthalt in einem höheren Bewusstseinszustand. Man wird immer wieder zurückgeholt, damit man sich um die Herstellung dieser Einheit kümmern kann.

Da das mit einiger innerer Arbeit verbunden ist, wünschen sich natürlich viele suchende Menschen einen schnelleren Weg, eine Abkürzung auf dem Weg zur Erleuchtung. Und viele kürzen sich den Weg dadurch ab, dass sie sehr einseitige und extreme Formen der Meditation und andere geistige und körperliche Übungen machen. Aber immer fallen sie wieder aus ihren hohen Bewusstseinszuständen heraus. Die Ganzheit des Lebens lässt sich nun einmal nicht überlisten. Wir müssen erst richtig Menschen werden und sein, bevor wir diesen Zustand transzendieren können und uns zu höheren Sphären aufschwingen können.

So ist das. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, weil ich das alles über Jahre und Jahrzehnte mit Erfolg ausprobiert habe.

Die unbewussten Impulse aus der Inneren Stille

Alle Praktizierende, die in der Erfahrung der Inneren Stille verankert sind, kennen das Phänomen, dass eine Vielzahl von Impulsen aus der Stille aufsteigen. Das können Gedanken oder Bilder und Erinnerungen sein, Gefühle und körperliche Empfindungen.

Die Anweisung lautet dann oft, dass man nicht danach "greifen" soll und nichts damit machen soll, weil dieses Machen dann wieder eine Identifikation darstellt. Man wäre dann identifiziert mit dem Impuls, was wiederum eine Ego-Struktur erzeugen würde.

Ich habe bei meinen Untersuchungen festgestellt, dass es manchmal ganz gut ist, seine Aufmerksamkeit darauf zu legen. Nämlich dann, wenn man merkt, dass man gewohnheitsmäßig danach greift. Denn speziell diese Impulse sind es, die uns aus der Inneren Stille herausholen und verhindern, dass wir sie in der Aktivität aufrechterhalten können.

Das ist ein sehr wichtiger Fakt, der ein grundlegendes Funktionsprinzip der menschlichen Psyche beschreibt. Impulse, die wir gewohnheitsmäßig selbst erzeugen und dann abgreifen, lassen sich nicht allein durch die Innere Stille stoppen und auflösen. Weil die Entscheidung vorher rückgängig gemacht werden muss, die dazu geführt hat, dass wir wie in einem unbewussten Wiederholungszwang immer und immer wieder diese Impulse erzeugen und abgreifen. Wir stecken mit dem Ego immer schon vorher drin, bevor wir automatisch nach den Impulsen greifen. Wir merken das nur nicht. Das Ego trickst uns aus und versteckt diese Entscheidung vor uns.

Da dies ein sehr subtiler Vorgang in den tiefsten Schichten des menschlichen Bewusstseins ist, übersehen dies viele Sucher. Auch wenn sie sehr fortgeschritten sind.

Die Anweisung, dies einfach in der Inneren Stille auszusitzen, funktioniert nicht, wie viele Sucher bestätigen können. Die Erfahrung zeigt, dass wir unbewusst immer und immer wieder neue Impulse in der Stille auftauchen lassen, die dann die Innere Ruhe im Alltag stören.

Das Einzige, das wirklich hilft, ist die Aufmerksamkeit aus der Stille heraus auf den Impuls zu legen, egal ob es ein Gedanke, ein Gefühl oder eine körperliche Sensation ist, und ihm ein OK zu geben. Dann und wirklich erst dann, kann man das Spiel des Ego erkennen und anhalten. Und dieses Verfahren habe ich die Praxis der Inneren Stille genannt, weil sie die letzten unbewussten Reste des Egos auslöscht, mit denen wir unsere Realisation aktiv verhindern. Von alleine geschieht das leider auch in Jahren und Jahrzehnten der Meditation nicht.

Die nach Innen gerichtete Aufmerksamkeit

Warum ist das nach Innen richten der Aufmerksamkeit so wichtig?
Weil dass ständige nach Außen richten der Aufmerksamkeit ein Ungleichgewicht im eigenen System erzeugt.

Warum richten wir Menschen so gerne unsere Aufmerksamkeit nach Außen?
Weil wir dann unser Inneres nicht wahrnehmen müssen.

Was wäre da so schlimm dran?
An sich nichts. Aber wenn wir viele ungeklärte Dinge in unserem Unterbewusstsein verdrängt halten, kommen diese Inhalte mit einer Menge schlechter Gefühle zum Vorschein, wenn wir nach Innen schauen. Und wer will das schon? Obwohl es sicher eine gute Idee wäre, diesen schlechten Gefühlen ohne Vorbehalte Aufmerksamkeit zu schenken, um an die dahinter liegenden Inhalte heran zu kommen.

Erleuchtung kommt, Erleuchtung geht?

Wenn die Erleuchtung kommt, kann man sie in der Regel nicht aufrechterhalten, weil man dem mentalen Vorgang der Selbst-Ablehnung aufsitzt.

Nicht erleuchtet zu sein, ist eine mentale Entscheidung. Wenn das nicht so wäre, könnte Gott uns einfach zur Erleuchtung zwingen, oder die Evolution, oder unser Meister, oder wer oder was auch immer. Das geht aber nicht, denn wir Menschen haben als höchstes Gut unserer Spezies unseren freien Willen. Und wenn wir sagen, Nein ich will nicht, dann klappt das mit der Erleuchtung auch nicht.

Es klappt nicht, wenn man sich hinstellt und sagt: Ich will jetzt erleuchtet sein. Das ist eine Willensbekundung, ein Wunsch, eine Sehnsucht. Aber keine wirkliche mentale Entscheidung.

Wir tragen alle eine mentale Selbst-Ablehnung (Ego) in uns, die es uns ermöglicht uns vor uns selbst und Anderen zu verstecken. Dieses Versteckspiel haben wir ein Leben lang geübt. Wir haben damit begonnen, weil wir überleben wollten. Unser Überlebenstrieb hat uns von Anfang an dabei geholfen, schon in einer Zeit, wo wir noch gar nicht über diese Dinge nachdenken konnten.

Das Ego ist so erfolgreich, weil es so nützlich für uns ist. Und deshalb können wir es nicht einfach aufgeben. Verhaltensweisen, die uns nützlich sind, die vom Beginn unseres Lebens an unser Überleben gesichert haben, können wir nicht einfach aufgeben. Unsere ganze Persönlichkeit ist auf diesen erlernten mentalen Strukturen aufgebaut. Niemand kann den Ast absägen, auf dem er sitzt, weil er dann in die Tiefe stürzt. Erleuchtete sind Narren, die diesen Ast absägen und dann in die Tiefe fallen.

Das ist der Moment der Aufgabe der Selbst-Ablehnung. Dann bekommt man sich selbst wieder vollkommen zurück.

Hier eine unvollständige Liste von Dingen, die man auf jeden Fall, mit den bekannten Erleuchtungsattributen, zurückbekommt:

- Dinge aus der Vergangenheit, die man lieber in der Vergessenheit halten will, weil die Erinnerung an sie mit zu schlechten Gefühlen verbunden ist,
- ungeklärte Beziehungen,
- unerfüllte Wünsche,
- unkgeklärte soziale Verhältnisse,
- gestörte Eltern-Kind-Beziehungen,
- systemische Verstrickungen,
- alte Krankheiten, die nicht auskuriert wurden,
- alte Traumata, die nicht verarbeitet, sondern verdängt wurden,
- unerfüllte Berufswünsche,
- alte Lebensträume,
- usw, usw.
;-)




Und genau das ist einem zu viel. Denn genau deshalb ist man ja so lange nicht erleuchtet. Weil man sich selbst nicht haben will, weil man sich selbst nicht sein will
Man lehnt sich selbst zeitlebens ab. Das ist die mentale Basis des Egos.

Ich selbst hatte viele Jahre den Wunsch meine schlechten Gefühle durch Meditation einfach "loszuwerden", weil ich immer das Gefühl hatte, sie nicht aushalten zu können, weil sie mich in meiner Lebensgestaltung behindert haben, und weil ich mich in ihrer Nähe bedrückt fühlte.

Das war meine Selbst-Ablehnung.

Erst als ich all diese Gefühle zugelassen und mich an ihre Klärung gemacht habe, ging es weiter mit meiner spirituellen Entwicklung.

Insofern muss jeder Mensch schauen, ob und wie er seine Selbst-Ablehnung betreibt.

Verdrängung und Erleuchtung passen einfach nicht zusammen!

Eine regelmäßige Praxis in einer der bekannten Traditionen reicht für den Weg zur Erleuchtung aus. Für das Auflösen der verdrängten Gefühle braucht es aber einer besonderen Technik, die ich die Praxis der Stille genannt habe, weil sie nicht ohne die Erfahrung der Inneren Stille funktioniert.

Kurze Erfahrungen ekstatischer Zustände sind mit Selbstablehnung möglich, aber mehr nicht!

Will man sich damit zufrieden geben?

Ich habe das nicht getan und bin diesen Weg zu Ende gegangen. Es hat sich gelohnt .
Die Erleuchtung ist geblieben. Bliss forever.
:-)

Überlebensknoten

Ich habe bei meiner inneren Arbeit eine Art von emotionalen Knoten entdeckt, den ich Überlebensknoten genannt habe, weil man plötzlich von dem Gefühl überwältigt wird, dass man jetzt sterben wird, wenn man weitermacht mit der Wahrnehmung im Innenraum.
Reflexartig zieht man seine Aufmerksamkeit aus dem Inneren ab, und versucht durch Ablenkungen im Äußeren "zu sich zu kommen".
Es hat ein Zeitlang gedauert, bis mir klar wurde, dass ich gar nicht wirklich in Gefahr war, sondern nur ein vergangenes Gefühl hochgekommen war. Ein Gefühl, dass ich tief in mir vergraben hatte, und das ich verdrängt hatte.
Nach dem ich meine Angst und meine Abwehr vor dieser Art emotionaler Attacke abgelegt hatte, schaute ich mir das Ganze in meinem Innenraum noch mal genauer an und merkte dabei, dass die Gefühle eindeutig in Richtung Panik und Todesangst gingen, und das Gefühl der Todesangst so real war, dass ich nicht unterscheiden konnte, ob es echt war oder nicht.
Diese Angst auszuhalten ist sehr schwer, weil der Verstand weiß zwar, dass es keinerlei Bedrohung gibt im Außen, im Inneren aber ein panikvolle Abwehr dieser Angst abläuft.
Wer das schon mal erlebt hat, weiß wovon ich spreche.

Die 3 Stufen der Erleuchtung

Es gibt im Grunde genommen drei große Phasen, die man durchmacht, auf dem Weg zur Erleuchtung.
Die erste Phase dient dem Entdecken der inneren Stille. Die zweite dem Aufrechterhalten der inneren Stille und die dritte Phase der Integration der inneren Stille in der Aktivität.
Jede Phase hat ihre eigenen Aufgaben, die man bewältigen muss, und jede Phase ist mit einem Paradigmenwechsel verbunden. Wenn man dazu nicht bereit ist, bleibt man in den einzelnen Phasen stecken.
Die Phase, wo man die innere Stille noch nicht entdeckt hat, ist die Zeit unseres "normalen" Lebens. Wir sind innerhalb unserer materialistischen Kultur völlig auf die Außenwelt konzentriert und nehmen unser Inneres nur halb bewusst war. Das Innere mit seiner unendlichen Fülle wird nicht als gleichwertig mit der Außenwelt wahrgenommen. Außen ist die Realität, Innen ist nur eine Ansammlung von Gedanken und immer wiederkehrenden Stimmungen, die alle als subjektiv empfunden werden und deshalb keine objektive Realität sind. In der Außenwelt spielt sich das ab, was wir Realität nennen, in der Innenwelt erscheint unsere persönliche Reaktion darauf.

Wenn wir im Laufe unserer Entwicklung immer mehr uns selbst bemerken und wahrnehmen, entdecken wir langsam diesen Bereich der Stille in uns, der uns durch seine Offensichtlichkeit quasi objektiv daherkommt. Die Erfahrung dieser inneren Stille erzeugt einen so starken Eindruck in uns selbst, dass wir immer wieder dahin zurückkehren, ob wir wollen oder nicht. Diese erste Phase wird immer wieder als eine Art Erwachen erlebt und von vielen Menschen so beschrieben. Da wir diese Erfahrung nicht mehr abschütteln oder vergessen können, betreten wir die zweite Phase der Erleuchtung. Unser Weltbild ändert sich, weil wir quasi eine neue Objektivität in uns selbst entdeckt haben, die erstmal keinen direkten Bezug zur Außenwelt hat. Wir erleben uns in einer Art Zweiheit. Ein Teil der Realiät steckt in uns, der andere im Außen. Die Dualität (dvaita) ist geboren.

Die nächste Phase unserer Entwicklung findet hauptsächlich im Inneren statt, weil wir anfangen diese innere Stille in uns als das zu erkennen, was wir im Eigentlichen sind. Bisher dachten wir immer, wir sind unsere Gedanken und Stimmungen, jetzt merken wir, dass wir in Wirklichkeit dieser riesige Raum innerer Stille sind, und all unsere Gedanken, Stimmungen und Wahrnehmungen spielen sich nur innerhalb dieses Raumes ab.

Wir fangen an, uns an die Erfahrung dieser inneren Stille zu gewöhnen. Sie wird uns mehr und mehr zu unserer zweiten Natur. Wenn wir ganz bei uns sind, verweilen wir in dieser inneren Stille, wenn wir außer uns sind, befinden wir uns im normalen Leben, in der gewohnten Realätät, die wir mit allen anderen teilen. Je mehr wir uns während dieser zweiten Phase der Erleuchtung an diese innere Stille gewöhnen, indem wir immer wieder dorthin zurückkehren, umso mehr entsteht in uns das Gefühl, dass eine neue, echte, feste Realität entsteht, die unzweifelhaft genau so real ist, wie die Realität, die wir im Außen erfahren. Ja, es geht dann sogar soweit, dass wir merken, dass diese innere Stille zu einem echten Seinszustand wird. Wenn das erreicht ist, sind wir am Ziel der zweiten Stufe angekommen, weil dieser Seinszustand der inneren Stille von uns stärker wahrgenommen und empfunden wird, als die Realität im Außen. Wir sind dann der festen Überzeugung, dass diese innere Stille, dieses SEIN, mehr und sicherer Realität ist, als das, was wir im Außen erfahren. Das Außen fängt an uns als Traum. als Projektion unseres Inneren zu erscheinen, und dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir in die dritte Phase der Erleuchtung eintreten und unser Weltbild wieder eine Änderung erfährt.

Wir fangen an aus unserem inneren SEIN, aus dieser direkt erfahrbaren Realität heraus wieder in die Außenwelt hinauszutreten, aber ohne das innere SEIN zu verlassen. Es bleibt als innere Erfahrung, als Seinszustand, immer erhalten. Am Anfang wechseln wir die Perspektive noch, wir pendeln immer hin und her zwischen beiden Erfahrungen, bis dann das Sein zur dominierenden Erfahrung auch beim Handeln in der Außenwelt wird. Dann ist das Ziel der dritten Stufe erreicht, und wir können sagen, dass wir erleuchtet sind.

Natürlich geht unsere Entwicklung dann noch weiter...