Es gibt im Grunde genommen drei große Phasen, die man durchmacht, auf dem Weg zur Erleuchtung.
Die
erste Phase dient dem Entdecken der inneren Stille. Die zweite dem
Aufrechterhalten der inneren Stille und die dritte Phase der Integration
der inneren Stille in der Aktivität.
Jede Phase hat ihre eigenen
Aufgaben, die man bewältigen muss, und jede Phase ist mit einem
Paradigmenwechsel verbunden. Wenn man dazu nicht bereit ist, bleibt man
in den einzelnen Phasen stecken.
Die Phase, wo man die innere
Stille noch nicht entdeckt hat, ist die Zeit unseres "normalen" Lebens.
Wir sind innerhalb unserer materialistischen Kultur völlig auf die
Außenwelt konzentriert und nehmen unser Inneres nur halb bewusst war.
Das Innere mit seiner unendlichen Fülle wird nicht als gleichwertig mit
der Außenwelt wahrgenommen. Außen ist die Realität, Innen ist nur eine
Ansammlung von Gedanken und immer wiederkehrenden Stimmungen, die alle
als subjektiv empfunden werden und deshalb keine objektive Realität
sind. In der Außenwelt spielt sich das ab, was wir Realität nennen, in
der Innenwelt erscheint unsere persönliche Reaktion darauf.
Wenn
wir im Laufe unserer Entwicklung immer mehr uns selbst bemerken und
wahrnehmen, entdecken wir langsam diesen Bereich der Stille in uns, der
uns durch seine Offensichtlichkeit quasi objektiv daherkommt. Die
Erfahrung dieser inneren Stille erzeugt einen so starken Eindruck in uns
selbst, dass wir immer wieder dahin zurückkehren, ob wir wollen oder
nicht. Diese erste Phase wird immer wieder als eine Art Erwachen erlebt
und von vielen Menschen so beschrieben. Da wir diese Erfahrung nicht
mehr abschütteln oder vergessen können, betreten wir die zweite Phase
der Erleuchtung. Unser Weltbild ändert sich, weil wir quasi eine neue
Objektivität in uns selbst entdeckt haben, die erstmal keinen direkten
Bezug zur Außenwelt hat. Wir erleben uns in einer Art Zweiheit. Ein Teil
der Realiät steckt in uns, der andere im Außen. Die Dualität (dvaita)
ist geboren.
Die nächste Phase unserer Entwicklung
findet hauptsächlich im Inneren statt, weil wir anfangen diese innere
Stille in uns als das zu erkennen, was wir im Eigentlichen sind. Bisher
dachten wir immer, wir sind unsere Gedanken und Stimmungen, jetzt merken
wir, dass wir in Wirklichkeit dieser riesige Raum innerer Stille sind,
und all unsere Gedanken, Stimmungen und Wahrnehmungen spielen sich nur
innerhalb dieses Raumes ab.
Wir fangen an, uns an die
Erfahrung dieser inneren Stille zu gewöhnen. Sie wird uns mehr und mehr
zu unserer zweiten Natur. Wenn wir ganz bei uns sind, verweilen wir in
dieser inneren Stille, wenn wir außer uns sind, befinden wir uns im
normalen Leben, in der gewohnten Realätät, die wir mit allen anderen
teilen. Je mehr wir uns während dieser zweiten Phase der Erleuchtung an
diese innere Stille gewöhnen, indem wir immer wieder dorthin
zurückkehren, umso mehr entsteht in uns das Gefühl, dass eine neue,
echte, feste Realität entsteht, die unzweifelhaft genau so real ist, wie
die Realität, die wir im Außen erfahren. Ja, es geht dann sogar soweit,
dass wir merken, dass diese innere Stille zu einem echten Seinszustand
wird. Wenn das erreicht ist, sind wir am Ziel der zweiten Stufe
angekommen, weil dieser Seinszustand der inneren Stille von uns stärker
wahrgenommen und empfunden wird, als die Realität im Außen. Wir sind
dann der festen Überzeugung, dass diese innere Stille, dieses SEIN, mehr
und sicherer Realität ist, als das, was wir im Außen erfahren. Das
Außen fängt an uns als Traum. als Projektion unseres Inneren zu
erscheinen, und dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir in die dritte
Phase der Erleuchtung eintreten und unser Weltbild wieder eine Änderung
erfährt.
Wir fangen an aus unserem inneren SEIN, aus
dieser direkt erfahrbaren Realität heraus wieder in die Außenwelt
hinauszutreten, aber ohne das innere SEIN zu verlassen. Es bleibt als
innere Erfahrung, als Seinszustand, immer erhalten. Am Anfang wechseln
wir die Perspektive noch, wir pendeln immer hin und her zwischen beiden
Erfahrungen, bis dann das Sein zur dominierenden Erfahrung auch beim
Handeln in der Außenwelt wird. Dann ist das Ziel der dritten Stufe
erreicht, und wir können sagen, dass wir erleuchtet sind.
Natürlich geht unsere Entwicklung dann noch weiter...
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