Donnerstag, 12. März 2015

Das Wissen um das Absolute ist nicht die Erfahrung des Absoluten!

Ich wusste mein Leben lang schon um die Theorie des Absoluten, genauer seit ich mit ihr im Alter von 16 Jahren das erste Mal in Verbindung gekommen war. Ich las zu dieser Zeit das Buch meines Gurus Maharishi Mahesh Yogi: Die Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens. Ein Jahr vorher war ich in die Transzendentale Meditation eingeführt worden und hatte dabei eine sehr intensive Erfahrung des Absoluten gemacht.

Vorher hatte ich eher so ein diffuses Bild vom Absoluten, hauptsächlich als Gott oder Jenseits, dass auf der Idee der Absolutheit Gottes beruhte. Wobei ich erst viel später bemerkte, dass ich als Kind diese Absolutheit auch noch auf meinen Vater übertragen und projiziert hatte. Die Vorstellung, dass mein Vater Gott war, also GottVater, hatte mir Ruhe und Geborgenheit gegeben in einer Welt, die nicht immer nur Schönes bot. Die Idee des Absoluten, Unveränderlichen, Ewigen spendete mir Trost und gab mir Halt in schweren Zeiten.

Als Erwachsener dann löste ich die Vaterfigur ab vom Gottesbild und das Gottesbild von Gott. Aber das schaffte ich erst nachdem ich mich viele Jahre mit meinem eigenen Inneren beschäftigt hatte.

Die Anregung dazu gaben mir Bücher von Alice Miller und einem ehemaligen Kirchenmann, der ein Buch mit dem Titel: Gottesaustreibung geschrieben hatte. Bei beiden Autoren ging es um genau diese Problematik der Projektionen in der Kindheit, die wir alle gemacht haben und die in der Regel aus tiefer Not gemacht wurden. Auch das Buch eine amerikanischen Psychiaters mit dem Titel: Wenn du Buddha triffst, töte ihn half mir bei dieser Arbeit weiter.

Solche Projektionen schaffen innere Befähigungen, die Welt in der wir leben auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu sehen und zu erleben. Denn unsere individuelle, private Art und Weise der Welt- und Selbstwahrnehmung ist uns nicht einfach gegeben, sondern natürlich ein Produkt unserer Erziehung und Sozialisation.

Durch die regelmäßige Ausübung der Meditation erfuhr ich immer wieder dieses Absolute und mehr und mehr verfestigte sich das Wissen in mir, dass ich DAS bin. Das war soweit gut, was mich aber immer wieder in Rage brachte, war die Erfahrung, dass ich außerhalb der Meditation kaum eine Möglichkeit fand, das auch so zu leben. Innerhalb der Meditation war alles friedlich, still und froh, und das hielt auch noch eine zeitlang nach der Meditation an, aber dann packte mich wieder der ganz normale Alltagswahnsinn. Ich pendelte also lange Zeit zwischen diesen beiden Welten hin und her. Ich erlebte das wie zwei völlig verschiedene Bewusstseinszustände, die sich regelmäßig abwechselten.

Irgendwie wurde ich im Laufe der Zeit scheinbar ruhiger, gewann also mehr Gleichmut im Leben und achtete nicht mehr so stark auf diesen Wechsel, merkte aber immer wieder schmerzhaft, dass ich aus dem Gewahrsein meines Selbst herausfiel, wenn mir der Stress zu viel wurde. Auch das Kürzertreten beim Arbeiten verschaffte mir nur kurzzeitig Ruhe, der Ärger  blieb. Ich wollte diesen meditativen Bewusstseinszustand "immer haben".

Und so ging die Suche weiter und weiter...

Ich hatte den Weg zum Absoluten, zu Gott gefunden, daran gab es keinen Zweifel. Ich wusste nur nicht, warum es mir nicht gelang immer in dieser Kommunion mit dem was wirklich ist, zu bleiben. Immer und immer wieder fiel ich aus dieser Stille und diesem Wohlbefinden heraus und fand lange Zeit auch überhaupt keine Möglichkeit da dran zu arbeiten oder irgendwas dafür zu tun. Ich lebte also einfach mein Leben, meine Arbeit und meine Familie, vergaß aber nie ganz, worum es mir eigentlich ging im Leben. Ich wollte immer in diesem Bewusstseinszustand sein, auch wenn ich nicht wusste, wie das dann so sein würde. Ich hatte da so meine Vorstellungen, die natürlich Wunschvorstellungen, die durch die Lektüre spiritueller Literatur und durch Gespräche mit anderen Suchern entstanden waren.

Und dann begann eine Zeit, in der dieses lauwarme Leben nicht mehr ging. All meine Bemühungen mein normales Leben aufrecht zu erhalten, klappten nicht mehr! Es schien so, als hätte ich alle Lebensenergie dafür verbraucht. Irgendwie bekam ich nicht mehr den inneren drive das Leben so weiter zu leben, wie ich es bisher getan hatte. Mir fehlte komplett der Antrieb und die Kraft. Ich sah irgendwie keinen Sinn mehr darin. Der Sinn, der da war, reichte mir nicht mehr. Ich konnte mich nicht mehr so recht motivieren. Alles wurde anstrengend, Krampf und ich fühlte mich ständig schlapp -  und sogar krank. Das Leben wurde so anstrengend für mich, dass ich nach einiger Zeit nicht mehr wusste, wie es weiter gehen sollte, und mir nichts weiter übrig blieb als aufzugeben. Und mit der Entscheidung fiel ich in ein sehr tiefes Loch.

Was gab ich auf? Ich verlor die Anhaftung an die Welt. Genauer - an das Bild von der Welt, das ich in mir trug. Und ich merkte, dass ich ohne diese Anhaftung an die Welt nicht mehr in dieser Welt weiter machen konnte. Ich fühlte wie eine Depression über mich kam und mich einige Wochen nieder rang. Ich konnte mich zu nichts mehr aufraffen, alles erschien mir so sinnlos. Ich hatte mich irgendwie von jeglichem Sinn befreit. Ich wollte und konnte nicht mehr, wusste aber auch nicht, wie ich es anders machen sollte.

Ein wenig Ruhe fand ich in meinen Meditationen, aber irgendwie hatte sich die Erfahrung da auch verändert. Dieser Wechsel zwischen der lauten Aktivität des Alltags und der tiefen Ruhe in der Meditation war einem mehr oder weniger durchgängigen Gefühl von Leid und Sinnlosigkeit gewichen. Freude trat weniger in meinem Leben auf. Eher Hoffnungslosigkeit, Angst und Verzweiflung und das gefiel mir natürlich gar nicht!

Über die oben genannte Literatur begann ich über mich und mein Leben nachzudenken und verzweifelt nach einem Ausweg zu suchen. Den fand ich immer dann, wenn ich mich traute, mitten in diese ganzen Gefühle der Verzweiflung hineinzugehen. Und das war sehr schwer. So schwer, dass ich Angst davor hatte. Ich hatte also Angst vor der Welt und dem Leben, und ich hatte Angst vor mir selbst, also vor dem, was da tagtäglich an schrecklichen Gefühlen in mir auftauchte. Und das ging viele Jahre so.

Zum Glück hatte ich meinen Glauben an das Absolute, an Gott und die Gewissheit, dass es einen Bewusstseinszustand in mir gab, der mir Frieden geben kann. Den konnte ich nur leider in all dem Leid nicht aufrechterhalten. Das klappte immer noch nicht.

So gewöhnte ich mich im Laufe der Jahre an diesen eher leidvollen Lebensstil und versuchte irgendwie damit klar zu kommen. Meine innere Arbeit machte ich in der Zeit weiter und pirschte mich mehr und mehr an das in mir heran, was ich als mein wahres Wesen in jungen Jahren erkannt hatte. Ich ging immer wieder auf genau die Gefühle los, die mir am meisten Unwohlsein bescherten. Ich legte dann meine ganze Aufmerksamkeit auf sie und wartete ab, was als nächstes geschah. Ich fragte mich die ganze Zeit über, wie ein Mantra, wie ist das jetzt für dich?

Mir war im Laufe der Zeit klar geworden, dass diese schlechten Gefühle nicht meine erwachsenen Gefühle sind, sondern Erinnerungen aus meiner Vergangenheit, die im Hier und Jetzt auftauchten, damit ich sie klären kann. Wobei oftmals von können nicht die Rede war, sondern von müssen. Ich musste sie klären, ich konnte es nicht lassen - es war einfach zu unerträglich.

Wie man das dann so macht, las ich alles an Literatur, was mir zum Thema Gefühlsarbeit über den Weg lief , drang durch die Übungen immer tiefer in mein Inneres ein, lernte mich immer besser kennen und erschrak in der Regel auch sehr oft, über das, was da so auftauchte. Ich lernte und übte mich in tiefenpsychologischer Arbeit, Verhaltenstherapie, NLP und Köpertherapie. Mein Pädagogikstudium kam mir dabei zu Hilfe. Psychologie, Philosophie und Anthropologie waren unter anderem meine Lieblingsfächer gewesen.

Wirklich geholfen hat mir eine mental-emotionale Technik, die ich über den Chefarzt einer Ayurveda-Klinik im Schwarzwald empfohlen bekommen habe, die sich Emotional Clearing (EmC/Joerg Dao) nennt, und die ich in all den Jahrzehnten weiterentwickelt habe zur Praxis der Inneren Stille. Einen großen Durchbruch konnte ich auch verzeichnen durch ein Seminar Anfang der 90er Jahre, das sich Quadrinity nennt und auch heute noch angeboten wird, und die von Hellinger zu der Zeit entwickelte Theorie und Praxis der systemischen Aufstellungen.

Mithilfe der oben genannten praktischen Übungen gelang es mir tatsächlich innerhalb von 16 Jahren alle aus dem Unterbewusstsein auftauchenden schlechten Gefühle zu klären und aufzulösen. Ich hatte also neben meiner Meditation, die ich weiterhin praktizierte, eine ganze Reihe mental-emotional-körperorientierter Techniken praktiziert, die mir halfen aus dem elenden Leid herauszukommen. Die Schwere im Leben wurde immer weniger und verschwand völlig, die schlechten Gefühle im Inneren lösten sich immer mehr auf und zurück blieb ein freier Raum, den ich als das erkannte, was ich bin. Bewusstsein.

Und endlich endlich blieb DAS, wonach ich mein Leben lang gesucht und mich gesehnt hatte: Das reine Bewusstsein, dass ich als das Absolute erkannt und erfahren hatte, als Bewusstseinszustand, der so übermächtig, so überzeugend invasiv in meinen Innenraum einfloss, also das transformierte, was ich als freien Raum als das Ich bin in mir bezeichnet hatte, dass jeglicher pesönliche Widerstand in mir dahinschmolz. Das Ego löste sich auf, der Verstand legte sich zur Ruhe, der Geist ergab sich dem großen GEIST und erkannte, dass er nie etwas anderes war und sein wollte. Alle Gefühle ergossen sich in einen Ozean aus Bliss, und Liebe wurde als der Ozean erkannt aus dem alle Gefühle aufsteigen, wenn das Leben sich seiner selbst bewusst wird und sich als Mensch leben will. Der Körper reagierte mit so einer großen Freude und Entspannung, dass er die Ruhe in das transformierte, was wir als STILLE erleben und erfahren. Und all DAS geht nicht mehr weg, verschwindet nicht mehr, ist immer da.

Ich hatte es geschafft! ES war geschafft!

Ich erlebte, dass die Erfahrung des Absoluten mehr ist, als das Wissen um das Absolute! So wird Erwachen zur Erleuchtung.










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